Henning Schulz ist, wie auf den ersten Blick erkennbar, natürlich ein Künstler.
Stylist, Artdirector, Fotograf und ständig auch alles zur selben Zeit. Doch manchmal ist Henning Schulz auch gar nichts davon, sondern einfach Henning Schulz. Und den möchten wir hier wenigstens noch grob skizzieren.
In Freiburg im Breisgau geboren und in den 80ern aufgewachsen, war es Henning Schulz von Anfang an wichtig, sich eigenständig durchzuschlagen. Bereits im Alter von 15 begann er einerseits eine bis heute andauernde Phase der Selbstfindung und außerdem seine Arbeit im gastronomischen Bereich, wo er es immerhin 18 Jahre lang schwerpunktmäßig aushalten sollte. Nach einem guten dutzend weiterer Barkeeper-Jobs, dem Aufbau und Zerfall seines eigenen Ladens, einer Lehre zum Textilkaufmann und zwei Jahren als Koch, packte der schon immer vielseitig interessierte junge Mann schließlich seine sieben Sachen.
Freiburg hatte sich für ihn „erschöpft“.
Mit drei Koffern, zwei Kartons und großen Visionen kam Henning Schulz in der stürmischen Nacht vom 9. auf den 10. Dezember 2009 am Berliner Hauptbahnhof an. Sein erster Gedanke war freilich der, warum er sich das denn verdammt nochmal antut. In den folgenden Wochen und Monaten bewarb er sich überall und nirgendwo und hoffte, vielleicht an so etwas wie einem Filmset zu landen, mixte jedoch weiterhin hauptberuflich Whiskey Sours.
Viel Zeit, um die Kunst und Urbanität um ihn herum genießen zu können, blieb ihm dabei nicht.
Im April des darauf folgenden Jahres konnte Schulz dann den mittlerweile verstorbenen Fotografen Oliver Rath davon überzeugen, zu ihm in die WG zu ziehen.
Die beiden verband bereits in Freiburg eine enge Freundschaft und Rath, der sich zu jenem Zeitpunkt noch als ein „gescheiterter DJ“ verstand, hatte ganz ähnliche Ambitionen wie er.
Ihr Traum war es, sich einen Namen als Künstler zu machen und sie luden dafür unterschiedlichste Charaktere aus dem Internet ein, deren Traum es war, zu modeln.
Es war geradezu absurd, wie gut das ankam. Ihre Wohnung, die nun ständig voller Menschen war, erschien ihnen selber wie ein Tollhaus künstlerischer Exzesse. In enger Zusammenarbeit eigneten sich Schulz und Rath also geradezu vollständig an, was auch immer es über die hohe Kunstform der Fotografie zu wissen gilt.
Und dann schmissen sie all das über den Haufen und erfanden sie neu. Rock’n Roll.
Der Durchbruch kam schneller als erwartet. Sie hatten kaum angefangen, als schon die ersten Promis Schlange standen. Es folgten Kampagnen für Produkte, die sich Henning Schulz bis heute nicht leisten kann. Ab hier trat er die meiste Zeit nur noch als Stylist auf, beteiligte sich jedoch ebenfalls oft an der Bildgestaltung und entwickelte Neugierde weit darüber hinaus. Er schwärmte für Beleuchtung und Farben und vergas auch sein filmisches Interesse nie ganz.
Dass sein enger Freund und Gefährte im August 2016 aus seinem und damit auch aus Henning Schulz‘ Leben gerissen wurde, erschütterte ihn zutiefst.
Für einige Zeit zog er sich zu Familie und Vertrauten in den Schwarzwald zurück, verarbeitete es ein bisschen und war versucht, sich wieder zu sortieren. Liebevolle Freunde und ehemalige Kunden erinnerten ihn in dieser Zeit gelegentlich daran, dass seine wahre Heimat hinter der Kamera sei, was ihm Grunde auch immer bewusst war. Und schließlich konnte er sich besinnen, dort weiterzumachen.
In dieser Bereitschaft ist er jetzt. Mit einem aus allen Nähen platzenden Ideenbuch, viel, viel Rückendeckung und voller Tatendrang.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass Henning Schulz weder der studierte Artdirector ist, der sich als alternativ ausgibt, noch das dahergelaufene Lumpenproletariat, das plötzlich professionell auf den Auslöser drücken möchte.
Henning Schulz ist in erster Linie, wie gesagt, Henning Schulz.